Jubiläum DGGT

  

 

 70 Jahre Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V.

 

Im September dieses Jahres wurde die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V. (DGGT) 70 Jahre alt – ein denkwürdiges Jubiläum für den Fachbereich Geotechnik, das festlich im Rahmen der 36. Baugrundtagung in Wiesbaden hätte begangen werden sollen.

Die Corona-Virus-Pandemie hat jedoch die bereits laufenden Jubiläumsvorbereitungen unerwartet beendet. Zudem musste die DGGT – wie Ihnen bekannt ist – die 36. Baugrundtagung im Mai absagen und konnte ihr Jubiläum somit nicht wie vorgesehen im September gemeinsam mit Ihnen feiern. 

 

70 Jahre sind ein ausgezeichneter Grund, einen Rückblick auf die äußerst erfolgreiche Arbeit der DGGT seit ihrer Gründung zu halten. Die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik e.V. wurde am 21. September 1950 als Deutsche Gesellschaft für Erd- und Grundbau e.V. (DGEG) gegründet. Die 47 Gründungsmitglieder hatten beschlossen, die Forschungstätigkeit auf den Gebieten der Bodenmechanik und des Grundbaus im Rahmen einer gemeinnützigen Gesellschaft zu fördern. 

 

Der Gründung der DGEG ging nach dem 2. Weltkrieg ab 1947 die Reaktivierung des 1927 konstituierten Deutschen Ausschusses für Baugrundforschung voraus. Er war im Rahmen des Deutschen Normenausschusses unter der Bezeichnung „Arbeitsgruppe Baugrund im Fachnormenausschuss Bauwesen des Deutschen Normenausschusses“ tätig und umfasste sieben Arbeitsausschüsse.

Als Vorsitzender wurde am 28.10.1948 in Hamburg Oberbaudirektor i. R. Dr.-Ing. E.h. Dr.-Ing. Erich Lohmeyer gewählt und als Stellvertretender Vorsitzender o. Prof. Dr.-Ing. Hans Lorenz, Technische Universität Berlin.

Viele Fragen auf dem Gebiet des Grund- und Erdbaus und der Bodenmechanik gingen jedoch über die Normungsarbeit hinaus. Vor allem war die Klärung der wissenschaftlichen Grundlagen der Bodenmechanik notwendig sowie die Vermittlung ihrer Ergebnisse in einer praxisgerechten Weise. 

Aus diesem Anlass gründeten die 47 Mitarbeiter der „Arbeitsgruppe Baugrund“ anlässlich der Nationalen Tagung für Erd- und Grundbau, die vom 19. bis 21.9.1950 in Karlsruhe durchgeführt wurde, am 21. September 1950 die „Deutsche Gesellschaft für Erd- und Grundbau e.V.“

Die Gründungsversammlung der Gesellschaft wählte als Vorsitzenden des Vorstandes Oberbaudirektor i. R. Dr.-Ing. E.h. Dr.-Ing. Erich Lohmeyer, Hamburg, und als Stellvertretenden Vorsitzenden o. Professor Dr.-Ing. Hans Lorenz, Technische Universität Berlin.

 

In der Ära von Dr.-Ing. Hans-Werner König, DGEG-Vorsitzender von 1960 bis 1978, gelang es im Jahr 1968 die verschiedenen geotechnischen Arbeitsgebiete unter dem organisatorischen Dach der DGEG durch die Einrichtung der vier Fachsektionen für Bodenmechanik, Erd- und Grundbau, Felsmechanik und Ingenieurgeologie zu vereinen.

 

Die 1968 bei der DGEG und 1969 bei der damaligen Deutschen Geologischen Gesellschaft getrennt gegründeten Sektionen Ingenieurgeologie werden seit 1972 als gemeinsame Fachsektion von beiden Gesellschaften getragen. 

1988 wurde zusätzlich die Fachsektion Kunststoffe in der Geotechnik gegründet. 

Als Anfang der 90er Jahre Deponien und Altlastensanierungen zunehmend in den Fokus des geotechnischen Interesses rückten, wurde 1993 die Fachsektion Deponien und Altlasten etabliert (2006 Umbenennung in Fachsektion Umweltgeotechnik). 

Aufgrund der im Laufe der Jahre erfolgten Erweiterung ihres anfänglichen Aufgabenspektrums durch die vorgenannten Fachsektionen wurde die Deutsche Gesellschaft für Erd- und Grundbau 1994 in Deutsche Gesellschaft für Geotechnik umbenannt. Zugleich wurde damit der internationalen Bezeichnung des Fachgebietes mit „Geotechnical Engineering“ Rechnung getragen.

 

Die erste deutsche Baugrundtagung fand 1952 in Essen statt und zog bereits mehr als 900 Teilnehmer an. Die im 2jährigen Turnus stattfindende Baugrundtagung ist bis heute die wichtigste Veranstaltung der Geotechnik Community in Deutschland, bei der sich die Teilnehmer über die aktuellen Problemstellungen und Herausforderungen im Fachgebiet Geotechnik informieren und den Blick für neue Entwicklungen öffnen und vertiefen können. Zudem ist sie die zentrale Plattform der Geotechnik-Fachleute für ein intensives Networking mit Kollegen und Freunden.

 

Im Jahr des 70-jährigen Jubiläums kann die DGGT auf nunmehr 35 Baugrundtagungen mit zuletzt rund 1.600 Teilnehmern sowie nahezu 60 Tagungen und Symposien der Fachsektionen zurückblicken. 2017 fanden erstmals die Fachsektionstage Geotechnik – Interdisziplinäres Forum in Würzburg statt, bei der allen Teilnehmern die Möglichkeit geboten wurde, an 5 Tagungen/Symposien der Fachsektionen Bodenmechanik, Felsmechanik, Ingenieurgeologie, Kunststoffe in der Geotechnik und Umweltgeotechnik an zwei Veranstaltungstagen teilzunehmen. Aufgrund des großen Erfolgs dieses neuen Formats werden die Fachsektionstage Geotechnik vom  23. bis 24. September 2021 nun zum dritten Mal stattfinden, diesmal zusätzlich mit Vorträgen der abgesagten 36. Baugrundtagung 2020.

 

Die DGGT ist heute eine große, renommierte Fachgesellschaft mit nahezu 2.100 Mitgliedern.

 

Ihre Aufgabenstellung ist jedoch seit 1950 im Wesentlichen unverändert:

 

  • Die wissenschaftliche Erforschung des Baugrundes, des Bodens und des Felses und dessen Verhalten unter Beanspruchung aller Art.

  • Die Verbesserung der Berechnung und Gestaltung der Erd- und Felsbauten und der Gründung von Bauwerken mit dem Ziel einer sicheren, sparsamen und umweltfreundlichen Bauweise.

  • Die daraus sich ergebende Ausarbeitung und Herausgabe von Merkheften, Richtlinien und anderen Veröffentlichungen, die der Berechnung und Gestaltung der Bauwerke und der praktischen Bauausführung in leicht fasslicher Form dienen, so dass sie ohne zeitraubendes Einarbeiten übernommen werden können.

 

Diese Arbeit wird ehrenamtlich in mehr als 40 Arbeitskreisen geleistet.

Die DGGT hat von Beginn an ihren Beitrag zum Wissenstransfer und zur Verbesserung der praktischen Anwendung in die fortschreitende Normung sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene eingebracht. 

In gemeinsamen Ausschüssen des Deutschen Instituts für Normung e. V. (DIN) und der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik e. V. werden DIN-Normen für Erd- und Grundbau aufgestellt.

Alle Grundbau-Normen des DIN sowie rund 60 Empfehlungen und Richtlinien wurden im Laufe der Jahre erarbeitet. Sie werden ständig aktualisiert, neue Fragestellungen werden aufgegriffen und die europäische Normung in der Geotechnik vorangetrieben.

 

Zum Erreichen ihrer satzungsmäßigen Ziele ist die DGGT national als auch international hervorragend vernetzt.  

Sie ist Mitglied der „International Society for Soil Mechanics and Geotechnical Engineering (ISSMGE)”, der „International Society for Rock Mechanics and Rock Engineering (ISRM)”, der „International Association of Engineering Geology and the Environment (IAEG)” und hat ein German Chapter der „International Geosynthetics Society“ (IGS) .

 

Zu den primären Zielen der DGGT seit ihrer Gründung gehört die Verbreitung des eigenen Fachwissens. Seit 1978 ist deshalb die Fachzeitschrift geotechnik das offizielle Organ der DGGT.

 

Die Integration junger Nachwuchskräfte in die Deutsche Gesellschaft für Geotechnik ist ebenfalls eines ihrer wesentlichen Anliegen. Bereits seit 1994 findet alle zwei Jahre das der Baugrundtagung vorgeschaltete „Forum für junge Geotechnik-Ingenieure“ statt, in dem junge Nachwuchs-Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse aus Wissenschaft und Praxis vor einem Fachpublikum präsentieren können. Die drei besten Vorträge dieser Spezialsitzung werden von einer Jury prämiert.

Mit dem erstmals 1986 und danach im 2-jährigen Turnus anlässlich der Baugrundtagung verliehenen Carl-Rappert-Grundbaupreis werden in der Eröffnungsveranstaltung drei vielversprechende junge Geotechniker-Persönlichkeiten geehrt.

Zudem wurde von der DGGT 2009 die Arbeitsgruppe „Junge Geotechniker in der DGGT“ etabliert, die bereits drei erfolgreiche Workshops für Studierende und Berufseinsteiger durchgeführt hat.

 

Die Aufgaben und Ziele der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik waren in den 70 Jahren ihres Bestehens stets zukunftsorientiert. Diese Ausrichtung wird die DGGT auch im kommenden Jahrzehnt konsequent weiter verfolgen. Sie wird sich der Weiterbildung und dem Wissenstransfer noch intensiver zuwenden, um die Entwicklungen in der Geotechnik national und international mitzubestimmen. 

Zeitschrift geotechnik

Die Zeitschrift geotechnik, seit 1978 von der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik als offizielles Organ herausgegeben, ist mittlerweile die führende deutschsprachige Fachzeitschrift in ihrem Segment. Mitglieder der DGGT erhalten die geotechnik 4 mal im Jahr.
Die Zeitschrift geotechnik wird seit Anfang 2011 vom Verlag Ernst und Sohn, Berlin, verlegt.

 

Mehr über die geotechnik

Arbeitskreis "Junge DGGT"

Die jüngeren Mitglieder in der Deutschen Gesellschaft für Geotechnik haben sich ein eigenes Forum geschaffen, in dem sich der geotechnische Nachwuchs über Studium, Berufswahl, Jobs und Praktika und vieles andere mehr austauschen kann. Eine Mitgliedschaft in der DGGT ist für das mitdiskutieren, mitmachen und mitgestalten selbstverständlich keine Voraussetzung.

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